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Was sich im Laufe der Zeit zusammenmalt

Meine Leidenschaft für die klassische Aquarell-Malerei dürfte sich mittlerweile in der Gemeinde und darüber hinaus herumgesprochen haben. Kurs-Besuche bei Lambert van Bommel in den letzten Jahren haben eine regelrechte Sucht nach dem Malen in der freien Natur (outdoor) entfacht. Die anfängliche Skepsis über das stundenlange Stehen an einer Staffelei bzw. das völlig ungewohnte Arbeiten am vertikalen Malbrett mit "Wasserfarben" und ehrlich gestanden auch die Trägheit zum regelmässigen Rausgehen, hat sie sich vollkommen in das Gegenteil gewandelt.
Die "Freiluft-Malsucht" führt mittlerweile soweit, daß ich meinen eigenen (indoor) Mal-Stil völlig vernachlässige und mit der Produktion in ein gewaltiges Minus geraten bin.

Die anhängend gezeigten Outdoor- oder bei Kursen gemalten Bilder sehe ich persönlich mehr als "Skizzenmalerei" an und dienen für die spätere Umsetzung im hauseigenen Malstil, mit den zusätzlich vor Ort geschossenen Fotos, als Referenz (sofern es dazu kommen sollte). In schöner Regelmäßigkeit werde ich die Exemplare auf dieser Seite vorstellen. Kiloweise stapeln sich die bunten Motive in grauen Mappen und möchten wenigstens einmal in ihrem Leben an die Öffentlichkeit um gesehen zu werden, bevor die Motten ihr gnadenloses Werk beginnen.

Als ausgesprochener Schönwettermaler nutze ich frühlings, sommers und herbstens jede sich bietende Gelegenheit um ins Freie zu fahren. Besonders der frühe Morgen und Vormittag mit seinen optimalen Temperatur-, Licht- und Farbverhältnissen ist bestens geeignet für 2 bis 3 Stunden alles ringsum zu vergessen und die volle Konzentration auf das gewählte Motiv zu richten. Meditation pur würde ich behaupten und mindestens ein ebenbürtiger Ersatz für jede lieblos abgespulte Jogastunde oder eine Dosis Valium.

Die größte Herausforderung stellt das verwendete Papier dar. Es wechselt(e) bei mir leider häufig von Bild zu Bild und ist zum Teil auch kein handelsübliches Aquarellpapier gewesen, sondern ein strukturiertes, knallweisses Deckpapier für Buchtitel, welches später cellophaniert oder lackiert wird.
Ergo ist der Farbauftrag, die Farbkontrolle bei Verläufen und alle weiteren Kriterien mit einem 100% Hadern-Papier (von Arches/Saunders – meine Favoriten) nicht zu vergleichen.
Alles wird ausprobiert, um am Ende die ewig gleiche Feststellung zu treffen, dass das gewohnt-bewährte Material doch am besten geeignet ist.
Das momentan verwendete Rollen-Papier (von Canson) ist mit einer feinkörnigen, gebrochen weissen Oberfläche und einem Hadernanteil ausgestattet. Es ist "griffig" und schwächt den Farbauftrag im Tonwert, nach dem Auftrocknen, nicht allzu stark ab.
Der Reiz liegt zweifelsohne in der harten Strichführung, der dem Ganzen einen grafischen Touch verleiht.

Priorität hat die Motivwahl und Stimmung im Bild. Alles andere sehe ich bei dieser Pinselei als zweitrangig an und sollte bei der Betrachtung berücksichtigt werden.
Die Titulierung "Kirchenmaler", wer auch immer diese Unterstellung erfunden hat, ist mir nicht unangenehm. Leider finden sich hierzulande, wie bereits erwähnt, nur noch sehr selten alte, ursprünglich erhaltene Häuser oder in ihrer Grundsubstanz erhaltene Bauernhöfe. Das einzige erhaltene Relikt aus der "guten alten Zeit" sind zumeist die Dorfkirchen mit ihrer unerschöpflichen Vielfalt an Turmformen und in die freie Natur gesetzte Kapellen.
Ortschaften sehen aus der Distanz dekorativ und malenswert aus, aber je näher man sich diesen nähert umso abstoßender und augenscheinlicher wird die Häßlichkeit der absurden, völlig deplatzierten Baustile auf dem flachen Lande. Da halte ich mich lieber an die sakralen Bauten, zumindest von aussen, die noch etwas von ihrem ursprünglichen Flair bewahrt haben und zusammen mit der Landschaft eine ansprechende, darstellungswürdige Symbiose eingehen.

Somit kann ich nur jedem empfehlen so oft wie möglich mit Sack und Pack ins Freie zu pilgern. Vielleicht kommt bei der "Künstler-Kollegenschar" die gleiche Begeisterung auf. Fast jedes Bild erzählt obendrein noch eine kleine zwischenmenschliche Begebenheit (oftmals Standup-Comedy pur), hinterläßt eine Stimmung oder einen Sinneseindruck, die beim Betrachten wieder in Erinnerung gerufen werden.
Probieren Sie es doch einfach selbst aus. Wer sich alleine ängstigt, kann ja eine gleichgesinnte Gruppe organisieren und als Mal-Karawane über Land ziehen.

Also, nichts wie raus ins Freie und ran an die Staffelei!



Bild 1 = Ausschnitt aus den zahlreichen Ensembles auf dem Museumsgelände. Hier sind mehrere Gebäude aneinander gefügt und ergeben einen etwas merkwürdigen Anblick, so als ob Gebäude einfach abgeschnitten wären. Hier ist es in der Bildmitte der "halbierte" Stadel. Doch am Original-Standort waren die Höfe sicherlich mit dem Nachbaranwesen zusammengebaut.



Bild 2 = Von einigen Gebäuden weiß ich zufällig den Namen, hier ist es das "Häckerhaus" von der heutigen und sicher auch früher von der ehemaligen Straßenseite aus gesehen. Ein relativ kleiner Hof mit einem schönen Vorgarten, Weinranken an der Fassade und einem üppigen Blumenschmuck zur eigenen Erheiterung und der Vorübergehenden.



Bild 3 = Hier ein Fenster im Innenbereich des Anwesens. Wie üblich vor der Haustüre der Misthaufen, je größer umso potenter das Anwesen, so zumindest im südlichen Bayern. Heute natürlich nur noch Staffage und nicht mehr als solcher benutzt. Auffallend sind die tiefblauen Fensterrahmen aus Holz oder Mauerwerk, rostrote Balken des Fachwerks, ein sandgelber Fassadenanstrich mit feiner, grünlicher Umrandung. Obligatorisch die knallroten Geranien am Fensterbrett - alles zusammen ein wahrer Augenschmaus.



Bild 4 = Ich nenne dieses Haus einfach "Hopfenhaus", weil es aus einer Hopfengegend stammen soll und am Hauptgebäude, gut zu erkennen, im Dachbereich die Lüftungsfenster zu sehen sind. Rechts im Anbau zur Straße hin, einem heutigen Carport ähnlich, befand sich eine Schmiede. Vom Hopfen alleine konnte man vermutlich nicht leben, also brauchte man ein zweites Standbein.



Bild 5 = Aus Retzstadt stammt dieser Weinbauernhof. Heute undenkbar bzw. nicht mehr bezahlbar, der aufwändige Eingangsbereich mit diesem gigantischen Portal aus Stein. Auch das Haupthaus dahinter absolut sehenswert und als architektonischer Gag, nach den Seiten verschiebbare Fensterläden. Diese sind heute wieder an modernen Gebäuden zu finden - alte Technik wieder neu interpretiert.



Bild 6 = Verschiedene Exponate sind "aktiv", so wie dieses Schäferhaus. Im Anschluß an das Haupthaus befindet sich der Schafstall mit den natürlichen Rasenmähern, denn Flächen zum Grasen auf dem weitläufigem Gelände gibt es genug, somit auch Futter und Auslauf für die Tiere. Hier ein Ausschnitt aus dem Gesamtbau.



Bild 7 = Heuer ist mir erstmals die Abbildung dieses Gebäudekomplexes geglückt, weil ich zeitlich vor Ort und die Besucher noch recht spärlich waren an diesem Sonntagmorgen, kurz nach der Öffnung des Geländes. Angeblich ist hier die Verwaltung bzw. die Museumsleitung untergebracht. Das Putz, welchen man hinter dem Torbogen sieht, ist so kunstvoll bemalt, als ob dreidimensionale Waben an der Mauer klebten.



Bild 8 = Der Hof aus Seubersdorf ist gleichzeitig ein "aktiver Hof" auf dem riesigen Areal. Das heißt er wird bewirtschaftet. Ein herrlicher Fachwerkbau mit ebensolchen Innenhof. Dort steht sehr prominent ein Taubenschlag aus Hanfseilen gefertigt. Ringsum gackert, blöckt, grunzt und gurrt es, wie es sich gehört.



Bild 9 = Ihn wollte ich auch schon immer malen. Hatte aber wie bei so vielen Motiven ständig Pech mit dem Wetter. Doch letztes Jahr hat es endlich geklappt. Ein Gebäude aus Steinquadern gefertigt, mit herrlichen Schmuckelementen daran. Ein schöner Innenhof mit kleinem Garten gehört natürlich dazu.



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